Der Publisher der WRC Reihe Nacon gab am vergangenen Donnerstag den Startschuß zur Veröffentlichung des zehnten Teils für den PC. Also wieder das feinste Material ans Rig geschraubt und mit ein paar Kaltschalen auf

ein verlängertes Wochenende in den Rennsitz gehopst. Doch zunächst beginnt der Spaß ja immer mit der Konfiguration, und genau da fangen wir mal an. Die Komplettpakete aka Fanatatec, Thrustmaster und Logitech sind ja in der bereits implementiert- so auch hier- interessant wird es hier eher immer für Raser mit exotischer Hardware. Also, was musste eingerichtet werden?

Einrichtung und Geräteunterstützung

In meinem Fall:

Simucube 30Nm
Fiesta Rally Replika Lenkrad (Simline GT)
Push-Pull Shifter
Heusinkveld Sprint Pedale
Heusinkveld Handbremse V2

Alles bis auf den Push-Pull-Shifter ging absolut tadellos einzurichten. Das Problem bei diesem war, dass der Sketch anscheinend ein Gamepad emuliert und WRC10 für Hochschalten hier die (Y) Taste erkennt. Die ist in den vorkonfigurierten Gamepad- Belegungen aber für einen Respawn vorgesehen. Irgendwie nicht witzig beim Schalten. Um mich nicht ewig daran aufzuhalten kam nun der sequentielle Shifter von DimSim ans Rig. Angebamselt ist der ganze Kram an einen PC mit einer 2080Ti, 32 GB RAM und einem Core i7-9700k, Ausgabe erfolgt über einen Samsung C49RG94SSU.

WRC 10

Wo rohe Kräfte sinnvoll walten,- das FBB

Also rauf aufs Testgelände für den obligatorischen FBB-Test. Der erste Gedanke- „uff, gar nicht mal so gut“. Normal am Anfang. Ich muss zugeben das für mich es in WRC 10 ein ziemliches Gefummel war, denn wie auch in DiRT Rally 2.0 gibt es ziemlich Probleme die Stärke  Schotter und Asphalt halbwegs gleichwertig abzubilden. Heißt, entweder spürst du auf der Straße die Oberfläche kaum, oder es reißt dir dann beim Wechsel auf Schotter halt mal eben die Arme ab. Aber inzwischen- viele, sehr viele Kaltschalen später gelang es mir dennoch  ein halbwegs adäquates FBB herauszukitzeln, was mir bei DiRT Rally 2.0 bis heute nicht gelang.

Natürlich kann ich mich hier nur auf Direct Drive Systeme beziehen, ,,Komplettsysteme“ können durch die Unterstützung der Programmierer ein weit besseres Gefühl vermitteln, mangels Kraft aber auch ein weit Schlechteres.

WRC 10

Umfang, Modis, API

Nun hieß es sich einen Überblick zu schaffen, denn wie immer kamen bei WRC neue Modis dazu. Und wer sich austoben will hat mit WRC 10 eine ziemlich große Spielwiese. Der Einzelspielermodus kann mit einer Karriere, schnellem Spiel, den historischen Modus und einer Saison aufwarten, wobei die Saison das gleiche wie eine Karriere ist, nur das man sich das ganze Teammanagement-Gedöhns usw. stecken kann. Der Mehrspieler-Modus beinhaltet Club-Veranstaltungen, Zeitangriff und tatsächlich einen Multiplayer sowie einen Beifahrer-Modus- wie geil ist das denn?

Die verantwortliche Programmierstube KT Racing hat bereits angekündigt WRC 10 um weitere Funktionen zu bereichern. Man läuft also weniger Gefahr irgendwann auf den Bildschirm zu starren und sich zu fragen, was man jetzt eigentlich fahren soll, wie es leider beim Konkurrenten der Fall ist. Aber auch das war es noch nicht, zahlreiche Herausforderungen On- und Offline runden das Angebot ab. Fahrbar ist dies alles in den Klassen Junior WRC, WRC 3, WRC 2, WRC und historisch.

Vier neue Strecken: Estland, Kroatien, Belgien und Spanien. Und allesamt endgeil.  Dazu gesellen sich sechs historische Rallys, darunter Akropolis, San Remo, Deutschland und Argentinien. Insgesamt bringt bereits die Basis 19 Strecken in 122 Abschnitten und 52 offizielle Teams der WRC Saison 2021.

Problematisch wird es bei der Nutzung von Traction Loss Systemen & Co. Zwar gibt es de facto von WRC 10 keine offizielle API, jedoch hat der findige Tüftler motion4all vom Racedepartment eine Telemetrieschnittstelle für WRC 7-9 zur Verfügung gestellt und gestern bereits für WRC 10 nachgelegt. Es ist davon auszugehen dass Wotever diese in Kürze auch für Simhub zur Verfügung stellt. So ist auch die Nutzung von zB. Motion-Plattformen, Bass-Shakern und eines rudimentären Dash möglich.

WRC 10

Fahrgefühl, Physik

Und ab hier wird es schwierig und weitaus subjektiver. Man kann bei WRC und DiRT Rally schon fast von ,,Lagern“ sprechen, denn die Meinungen sind hier allgemein stark polarisiert. So weit will ich nicht gehen, auch wenn meine Tendenz eher zu WRC neigt- was zwischenzeitlich vermutlich herauszulesen war. Auf Racedepartment kann man in den Kommentaren zum Test bereits die üblichen Verdächtigen herauskristallisieren, die zwar Rundstreckenfahrer sind und auch WRC 10 nicht besitzen (wenn man so ein geiler Hecht ist reicht scheinbar das Auge), uns Rallyfans aber mit ihrem unbändigen Wissen- Skill weit über dem durchschnittlichen 0815 Quantenphysiker- beglücken müssen.

Man kann hier zumindest in den Kommentaren lesen, dass die Meinungen stark auseinandergehen. Ich für meinen Teil sehe DiRT Rally 2.0 ganz leicht vorne, denn das Driftverhalten in Nadelöhren geht mir bei WRC nicht so recht ins Mark, aber hierzu muss ich auch erwähnen dass ich die Handbremse vor erst rund vier Wochen gewechselt habe und mein Eindruck sicherlich auch noch daraus resultiert, zumal die Handbremse in DR 2.0 meines Wissens nach bis heute nicht analog ist.

Alles in Allem kann man aber sagen, dass die Physik seit dem ersten guten- also dem 8. Teil- immer besser wird. Es tat KT und der WRC Reihe richtig gut sich statt den jährlichen Bullshit-Releases mal 2 Jahre Zeit zu nehmen und intensiv an der Verbesserung zu arbeiten. Ich glaube aus den ersten Teilen bis einschließlich WRC 7 resultieren auch die kerntiefen Weisheiten der oben angesprochenen >=Quantenphysiker, wenn man zwischen den Zeilen irgendwo in den Weiten des Internet mal quergelesen hat, dass die Physik scheiße ist, ist das der perfekte Zeitpunkt mal ordentlich rauszubrüllen wer hier die dicksten Eier hat.

WRC 10

Grafik

Das ist der Teil, der die meisten eingefleischten Simracer eher tertiär interessiert. Von dieser ,,Problematik“ bin auch ich betroffen. Auch hier gehen die Meinungen zwischen den Fans beider Konkurrenten stark auseinander. Ja, die WRC Grafik wirkt körnig, hat für mich persönlich aber die Nase vor DR 2.0, welches für mich persönlich eher matschig und Comic-Artig wirkt.

Auf Youtube sah ich Videos mit Außenkameras bei denen die Automodelle wirklich übel aussahen. Mich als Cockpit- oder Armaturenbrett Kamera Nutzer tangiert das aber gleich null, und wenn man sich auf die Strecke konzentriert ist das Thema ohnehin obsolet. Die Nachtetappen wirken allerdings um einiges dunkler als bei den Vorgängern, was aber nicht zwangsläufig falsch sein muss. WRC reiht sich wie auch die Konkurrenz weit hinter aktuellen AAA Titeln ein, dies tut der Immersion aber Genrebedingt keinen Abriss.

WRC 10

Vertonung

Ganz anders als das Thema Grafik betrachte ich das Thema Sound, auf eine gute Vertonung lege ich sehr viel wert. KT hat für WRC neue Aufnahmen gemacht und es ist recht gut gelungen. Aber eben nur ,,recht gut“. Irgendwie ist mir persönlich die Abmischung nicht voluminös genug- irgendwas fehlt. Weder Fisch noch Fleisch. Es ist aber auch nicht schlecht, die Motorenklänge kann die Konkurrenz aber besser rüber bringen. Was WRC aber besser kann, ist die Wiedergabe mechanisch bewegter Teile. Es klingt so endgeil wenn man lupft, ich glaube manchmal gehe ich allein deshalb vom Vollgas.

Noch dazu gesellt sich ein Co-Pilot System, dass seines Gleichen sucht. Für mich ist eines der größten Mankos an DiRT Rally 2.0, dass ich die Ansagen der Co-Piloten so unsäglich schlecht finde, dass ich ohne fahre. Die Ansagen bei WRC sind aber zeitlich gut abgestimmt, gut verständlich und vor allem nicht nervig. Die englischsprachige Co-Pilotin bockt richtig. Da kommt bei einem gut gezeiteten Abschnitt auch mal ein ,,Yeah“ oder beim Anranzen ein ,,Ouch“- das fetzt mal richtig. In den Tunneln hallt es endlich nun auch authentisch, trotz des dünnen Motorenklangs also eine solide Arbeit.

WRC 10

Derzeitige Problemkinder…

…möchte ich mal gesondert aufführen. Da wäre momentan das größte Problem, dass es aus unerklärlichen Gründen- die Hardware hatte ich im Monitoring, die ist es nicht- zu kurzzeitigen Einfrierungen des Bildes kommt. Als wäre das nicht schlimm genug, wird anschließend zur zeitlich passenden Stelle „vorgespult“, das Fahrzeug ist in diesem Moment also völlig außer Kontrolle. Dazu gesellen sich bescheidene Server wodurch sämtliche Online-Funktionen natürlich nicht verfügbar sind. Die Problematiken liegen bereits bei KT und Nacon auf dem Tisch, ich hoffe das wird mit entsprechender Priorität bearbeitet.

WRC 10

(K)Ein Fazit

Kaufempfehlungen möchte ich hier nicht in pro oder contra geben, da die Meinungen zu stark auseinandergehen. Das erinnert mich eher an den Vergleich ACC und AMS2, wo sich deutlich sichtbar 2 Lager auftaten obwohl beide Simulationen in Summe gut sind. Man kann fast sagen wer in DiRT Rally 2.0 zuhause ist kann vermutlich mit WRC 10 nicht viel anfangen, oder eben umgekehrt. Aber eben nur fast, das würde sich auf den Spiegel der öffentlichen Meinungen beschränken. Ich habe beide Käufe nicht bereut, tendiere aber sehr stark zu WRC 10. Schon die Fülle der Möglichkeiten und Herausforderungen sorgen dafür. Aber auch die Vielfältigkeit der Strecken sowie die Umsetzung machen immer wieder Lust auf mehr.

Wer aber auf knallharte Rally steht mit einem tollen FBB fixiert ist wird auch nach 17 Jahren immer noch weiter mit Richard Burns Rally vorlieb nehmen müssen, auch wenn DiRT Rally ,,1″ für mich als Simulation aus den letzten vergangenen Jahren der Favorit wäre, hier mindert aber die karge Auswahl den Wiederfahrwert. Meine Empfehlung ist also hier besser gar nichts zu empfehlen.

WRC 10

Wenn Kauf, Deluxe oder ohne Luxus?

Betrachtet man sich nun den Zusatzinhalt der knapp 10 Euro teureren Deluxe Ausgabe ist dieser schnell erfasst. 2 Subaru, die Panzerplatte Superstage und ein „Booster“. Momentan ist einer der beiden Subaru noch für lau zu haben. Betrachtet man nun den großen Umfang an Autos muss man für sich abwägen, ob man nun den Evo für 4,99 Euro braucht muss man natürlich selbst wissen. Interessant war für mich noch die SSS Panzerplatte die auf Steam ebenso 4,99 Euro kostet, die habe ich woanders aber für knapp drei Euro geschossen und fertig.

Unklar ist der Bonus von 3 Monaten WRC+, den einzigen Streaminganbieter der die WRC live bringt. Unklar deshalb, weil niemand weiß in welcher Form dieser Bonus kommt. Wird der jetzt einfach aktiviert hat man 3 Monate WRC+ in der Winterpause- dann herzlichen Glückwunsch. Sollte der Bonus aber in Form eines Codes oder ähnlich kommen, wäre das natürlich eine feine Sache wobei das Abo sonst mit rund 30 Euro zu Buche schlagen würde.

Ich denke niemand der nicht zu den Casual ADS-Gamern gehört braucht irgendein „Karriere Starter Pack“, ganz im Gegenteil. Klammere ich nun also WRC+ aus sehe ich absolut keinen Grund mehr Taler auf den Tisch zu legen, denn für maximal 10 Euro hat man ohnehin alle relevanten Inhalte.

Danke für eure Aufmerksamkeit!

*Dieser Test wurde ursprünglich von mir am 08.09.2021 für das nicht mehr existente Boxenfunk.net veröffentlicht. Zum Erhalt hier zurückdatiert in Kopie.

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